wie wir die Welt wahrnehmen
Wir nehmen die Welt wahr, und wir fangen an nachzudenken. Das, was wir erkennen und das, was wir empfinden, unterliegt unserem eigenen Raster: wir rationalisieren und analysieren nach unseren individuellen Maßstäben. Wir hinterfragen unsere Gefühle und versuchen, Einfluß auf sie zu nehmen. Unser Intellekt bemächtigt sich der Welt auf seine Weise.

Das Leben - ein klinischer Befund?

* Es gibt für alles, was uns quält, einen Namen, als sei das Leben ein klinischer Befund. Insomnia, Anorexia, PMS, Depression, Konvention. Als bräuchte man ein paar Tabletten und müßte täglich glücklich sein. Und könnte sich an die Regeln halten. Prozac Nation.

* Die Menschen haben Angst. Es könnte jemandem besser gehen. Ihr ganzer kleiner Stolz könnte verzichtbar sein: Geld, Auto, Häuschen, Nachbarn, Hund und die TV Spielfilm. Man könnte die Regeln mißachten und glücklicher sein. Wo doch in der Brigitte genau steht, was man tun soll und welche hübschen Ideen das Heim verschönern. Das Heim - als würde man im Notfall dorthin zwangseingewiesen.

* In jeder Zeitung liest man über Sex, dabei haben die Menschen Angst davor. Angst, es gäbe auch dort keine Regeln, kein Rezept, keinen multiplen Orgasmus nach Gebrauchsanweisung. Wer nicht mit der Meute läuft, ist krank oder ein Skandal. Freigegeben zum Lästern. Schadenfreude ist dann die schönste Freude. Am besten noch, man könnte auch das Unkonventionelle unter Strafe stellen wie illegale Drogen. Ladenschluß. Abtreibung. Zwangsweise Schöner Wohnen und die Brigitte-Diät anordnen. Reich-Ranicki und Focus.


Sind Sie alleinstehend?

Tankstellensyndrom: Man kauft vorwiegend nach Ladenschluß an Tankstellen, Flughäfen und Bahnhöfen ein und gibt dabei viel zu viel Geld aus. Symptome: In jeder Stadt eine Zahl von Stellen zu kennen, an denen man ganz bestimmte Nahrungsmittel kaufen kann. Zu wissen, welche davon auch nach 22 Uhr und am Wochenende geöffnet haben ("Futterkrippen-System")

Unterverwöhntheit: Zu wenig Pflege und Aufmerksamkeit. Symptome: eine Kaffeemaschine mit Zeitschaltuhr, Telefonsucht und verschiedene Soundfiles, die den Computer "menschlicher" machen.

Videopathie: Unsummen von Geld für Videofilme auszugeben, die man allein am Samstag abend oder irgendwann morgens ansieht. Symptome: "Singles" etwa 20 Mal gesehen zu haben. Vom Personal der Videothek auf der Straße gegrüßt zu werden.

Sonn- und Feiertagsdepression: Sehnsucht nach geöffneten Geschäften. Das Gefühl, den Anblick glücklich spazierengehender Pärchen nicht ertragen zu können. Symptome: Am Samstag abend in der Hoffnung wachzubleiben, daß man bis Sonntagnachmittag schläft. Den Rest des Tages arbeitend und/oder im Büro zu verbringen.

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