was wir miteinander teilen

Ich bin besser als du!

* Aus meinen Händen fließen die Sätze leicht. Es sind schöne Worte. Sie gehorchen mir, nicht dir, sie lassen sich biegen und lachen mich an vom Papier, und vor allem treffen sie immer ins Schwarze. Was weißt du denn schon! Deine Worte sind blank und gesichtslos wie alle Worte, die aus der Schreibe von Redaktionshänden quellen, und wenn du schöne Worte haben willst, mußt du Romane aufschlagen und lesen. Ich bin besser als du! Ich schreibe meine eigenen Worte, aus meinen Händen fließen Worte, die sich anschmiegen und dein Auge mit sich nehmen, die schleichen sich ein in dich, und du merkst es noch nicht mal! Mir folgen die Worte wie Hunde seinem Herrn, sie mögen mich und drängen in mein Hirn, damit ich sie schreiben kann, sie heften sich an meine Fersen und werben um mich !

* Du kannst dich einreihen ins Heer der germanistikstudierenden Mädchen, die meinen, schreiben zu können und doch nur die Worte vergewaltigen, die nicht vor ihnen fliehen können. Die können dann später Deutsch unterrichten und Klappentexte schreiben, und sie halten sich für was besseres und sehen nicht, wie die Worte sie angewidert anschauen und sich von ihnen nicht mit Leben füllen lassen. Das, was in Zeitungen steht, ist längst tot !

* Und auch du brauchst dir gar keine Mühe zu geben: die Worte hassen dich sowieso !


Es mag das Schöne in uns sein, das uns kreativ sein läßt - wenn es uns gefällt, etwas zu gestalten, Musik zu komponieren oder den Klang eines Wortes einem Gedicht hinzuzufügen. Wir mögen es zu zeichnen, wir wollen die Aspekte der Welt in uns aufnehmen, sie interpretieren und unsere Version davon äußern.
Aber treiben uns nicht auch die schlechten Seiten an, das Zerstörerische, die schwarzen Flecken, die wir im Innern verbergen und mit uns herumtragen? Das, was uns quält und das, was uns andere Menschen belügen und verletzen läßt? Auch aus Verzweiflung mögen wir zarte Wortgeflechte schaffen, assoziative Rätsel, Bilder voller Empfindsamkeit. Das Schlechte in uns mag uns Schönes hervorbringen lassen bis an unsere Grenze.

Ist nicht gerade das Schlechte die Nahrung unserer Kreativität?

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